Der Artikel erschien mit Foto von der Eröffnungsveranstaltung.
Lippische Landes-Zeitung Online, 17.12.2023 :
Detmold macht sich auf die Suche nach "jüdischen Spuren" in der Stadt
veröffentlicht am 17.12.2023 um 16:01 Uhr
(Foto: Die Austellung zu "Jüdischen Spuren in Detmold" ist eröffnet worden. - © Stadt DetmoldDie Ausstellung zu "Jüdischen Spuren in Detmold" ist eröffnet worden. (© Stadt Detmold))
Detmold. Der Impuls kam aus einem traurigen Anlass heraus, das daraus entstandene Ergebnis ist aber umso wertvoller. Schülerinnen und Schüler des Grabbe-Gymnasiums haben eine Ausstellung auf den „Spuren jüdischen Lebens in Detmold“ mitgestaltet. Bis April 2024 können Besucherinnen und Besucher das Ergebnis in der Kernstadt bestaunen. Das teilt die Gesellschaft für Christlich-Jüdisch Zusammenarbeit Lippe in einer Pressemitteilung mit.
„Wir führten Gäste aus Israel durch die wunderhübsche Altstadt von Detmold, und dann sahen wir plötzlich das hier…“ Mit diesen Worten beschreibt Solveig Wieking, Schülerin des Grabbe-Gymnasiums und Akteurin der Israel-AG, wie unangenehm berührt sie und ihre Besucher angesichts des Anblicks der ehemaligen Hofsynagoge gewesen seien. Nach den Worten der Jugendlichen werde hier der krasse Widerspruch zwischen Wirklichkeit und Anspruch der Präsentation von Detmolder Stadtgeschichte deutlich.
Dem wollten die Schülerinnen und Schüler von der Israel-AG des Gymnasiums nach Angaben des Vereins etwas entgegensetzen und entwickelten daher ein Konzept für die Ausstellung auf Grundlage der Führung "Auf jüdischen Spuren" von Gudrun Mitschke-Buchholz. Nun kann das Ergebnis in der Kernstadt erlebt werden.
Geschichte erlebbar machen
Unter der Leitung von Elisabeth Hecker und Dr. Oliver Arnhold gestalteten die Schülerinnen und Schüler Banner mit Informationen über dieses besondere jüdische Quartier von Detmold und installierten diese an der Bruchmauerstraße gegenüber der Hofsynagoge. So können die Besucher erfahren, dass hier einst das Geburtshaus von Leopold Zunz stand und noch eine Mikwe unter der Freiligrathstraße verborgen liegt.
Im Beisein von Bürgermeister Frank Hilker und Joanne Herzberg sei die Ausstellung von Geschäftsführer Philipp Wagner im Namen der als Veranstalter auftretenden „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe“ eröffnet worden. Philipp Wagner habe die besondere Bedeutung des symbolhaften Handelns in den Fokus gestellt. Aus seiner Sicht biete das gemeinsame Einstehen für den Erhalt dieses historischen Gebäudes eine Chance für gesellschaftlichen Zusammenhalt in Detmold. „Es gab bereits mehrere Mahnwachen mit breiter Beteiligung, die auch die Politik und Verwaltung in der Bezirks- und Landesregierung in die Verantwortung genommen haben“, heißt es in der Pressemitteilung.
Enkelin des letzten jüdischen Vorstehers spricht persönliche Worte
Über die historische Bedeutung der Hofsynagoge im frühen 17. Jahrhundert und die Besonderheiten dieses Quartiers mit jüdischem Leben in Detmold referierte anschließend Frau Dr. Bärbel Sunderbrink als Leiterin des Stadtarchivs Detmold. Bauphysikalische Untersuchungen und auch Schriftwechsel aus der Zeit belegten die sehr frühe Nutzung dieses Gebäudes als Synagoge.
Sowohl der Bürgermeister als auch Joanne Herzberg, Enkelin des letzten jüdischen Vorstehers der jüdischen Gemeinde Detmold vor der Reichspogromnacht 1938, richteten anschließend noch sehr persönliche Worte des Dankes an die Schülerinnen und Schüler. Sie ermutigten zum weiteren Handeln und Einstehen für ein sichtbares Geschichtsbewusstsein.
Die Ausstellung bleibt bis April 2024 vor Ort. Der virtuelle Stadtrundgang ist über die Homepage der GfCJZ abrufbar. www.gfcjz-lippe.de. Dr. Oliver Arnhold bietet ebenfalls Führungen vor Ort an (